(neu: ASML und Reaktion der Frankfurter Börse)

    SANTA CLARA (dpa-AFX) - Die Krise in der Computer-Branche ist
vorbei, nun löst sich auch der Investitionsstau in den Unternehmen auf:
Der weltgrößte Chiphersteller Intel   hat massiv
davon profitiert und sein bestes Quartal in der Firmengeschichte
eingefahren. Der Umsatz stieg von April bis Juni im Jahresvergleich um
34 Prozent auf 10,8 Milliarden Dollar (8,5 Mrd Euro), wie Intel am
Dienstag nach US-Börsenschluss mitteilte. Das Unternehmen verbuchte
dabei einen satten Gewinn von 2,9 Milliarden Dollar nach einem Verlust
von knapp 400 Millionen Dollar vor einem Jahr.

    Auch für die kommenden Monate rechnet der weltgrößte
Prozessorhersteller mit einem Anziehen des Geschäfts. Vor einem Jahr
hatte
allerdings eine Milliarden-Wettbewerbsstrafe der EU-Kommission die
Quartalsbilanz verhagelt. Intel hatte nach einer Beschwerde des
Konkurrenten Advanced Micro Devices (AMD)   knapp 1,45
Milliarden Dollar zahlen müssen. 

INTEL ZIEHT WEITERE WERTE INS PLUS

    Die Nachfragebelebung strahlt auch auf Unternehmen der
Ausrüsterbranche ab: Der niederländische Chipausrüster ASML
 ,
der die für die Halbleiterproduktion notwendigen Maschinen herstellt,
meldete am Mittwoch ebenfalls ein sehr starkes Quartal und hob
zugleich seine Prognose für das laufende Jahr an. Den Rekordumsatz von
3,8 Milliarden Euro, den ASML vor dem Ausbruch der weltweiten Krise
noch erwirtschaften konnte, will der Konzern in diesem Jahr um 10 bis 15
Prozent übertreffen. Einer der großen Kunden von ASML ist Intel.

    Bei den an der Frankfurter Börse notierten Chipwerte sorgten die
Nachrichten für steigende Kurse. Infineon  setzten sich an die
Dax-Spitze  und notierten zuletzt mit 1,85 Prozent im Plus bei
5,276 Euro. Dialog Semiconductor  gehörte ebenfalls zu
einem der stärksten Werte im TecDax  mit einem Plus von 1,94
Prozent auf 11,04 Euro. 

REKORDWERTE IM GESAMTEN GESCHÄFT

    Im abgeschlossenen Quartal habe Intel übers ganze Geschäft hinweg
Rekorde eingefahren, sagte Intel-Deutschland-Chef Hannes Schwaderer
der Deutschen Presse-Agentur. Der Geschäftskundenbereich, der während
der ungewissen Krisenzeit lange stagnierte, habe sich nun massiv
erholt. "Die Investitionsstaus lösen sich deutlich auf." In Deutschland
sei die Nachfrage vor allem im Mittelstand bemerkenswert. Es würden
wieder mehr Server nachgefragt, aber auch Netbooks und Notebooks. Vor
allem neue stromsparende Rechner seien für die Kunden attraktiv, da
mit ihnen viel Geld gespart werden kann.

    Auch von der wachsenden Bedeutung des Internet profitiert Intel. Der
Ausbau der nötigen Infrastruktur, für die auch Intels Prozessoren
eingesetzt werden, habe in den vergangenen zwölf Monaten ein Wachstum
von 180 Prozent erlebt, sagte Schwaderer.

GUTE VORGABEN FÜR WEITERE BERICHTSSAISON

    Intel als mit Abstand weltgrößter Chip-Produzent mit einem
stabilen Marktanteil bei mehr als 80 Prozent gilt als Trendbarometer der
Technologie-Branche. Die Berichtssaison zum zweiten Quartal hat gerade
erst begonnen, Intel sorgt damit für einen optimistischen Ton.

    Intel hatte wie viele andere Technologie-Unternehmen die weltweite
Wirtschaftskrise zu spüren bekommen, auch wenn die IT-Branche
vergleichsweise glimpflich davongekommen war. Vor allem Unternehmen
hatten die Erneuerung ihrer Computer-Bestände aufgeschoben. Weltweit
scheine jetzt aber die Krise durch zu sein, sagte Schwaderer. "Wir haben
es schon die letzten vier Quartale mit Wachstum zu tun." Die
Unternehmen ersetzten derzeit nicht nur ihre alten PC-Bestände, sondern
investierten auch deutlich in neue Infrastruktur. Die Daten sprächen
dafür, dass in Deutschland die Krise schneller vorbeigezogen sei als in
der übrigen Welt.

PC-CHIPS TRAGENDE SÄULE

    Die tragende Säule von Intel bleibt das Geschäft mit PC-Chips, in
dem der Umsatz gut ein Drittel auf 6,15 Milliarden Dollar anstieg. Es
ist auch die Geldmaschine des Konzerns. Von dem operativen Gewinn von
knapp vier Milliarden Dollar kamen 3,43 Milliarden Dollar aus der
PC-Sparte. Mit Produkten für andere Sparten wie der Automobilbranche
oder der Unterhaltungselektronik versucht Intel, den Geschäftsbereich
weiter auszubauen.

    Auch im Geschäft mit Smartphones will Intel Fuß fassen und hat
dafür eine Kooperation mit dem weltgrößten Handy-Hersteller Nokia
  vereinbart. Die beiden Partner wollen eine eigene
System-Plattform unter dem Namen MeeGo etablieren. "Wir erwarten
hier für 2011 bereits einen relevanten Massenmarkt", sagte Schwaderer.
MeeGo soll künftig auch auf Tablet-PCs laufen. Auch mit dem Berliner
Unternehmen Neofonie, das ihren Tablet-PC "Wetab" noch im Sommer
herausbringen will, sei Intel derzeit im Gespräch./so/das/she/DP