(neu: Telefonkonferenz, Analysten, Aktienkurs und mehr Details.)

    MANNHEIM (dpa-AFX) - Der Dienstleistungskonzern Bilfinger 
ist im vergangenen Jahr erstmals seit 1998 wieder in die Verlustzone
gerutscht. Auch die Aussichten für das laufende Jahr sind alles andere
als rosig: Leistung und bereinigter Gewinn dürften sinken. Ein
Lichtblick ist die erwartete leichte Verbesserung im operativen
Geschäft. 2014 sorgten die Dauerflaute im europäischen Kraftwerksbau,
die Zurückhaltung vieler Industriekunden bei Investitionen, Umbaukosten
und millionenschwere Wertberichtigungen im Energiegeschäft unter dem
Strich für einen Verlust von 71 Millionen Euro. Ein Jahr zuvor hatte
Bilfinger noch 173 Millionen Euro verdient, wie der Konzern am
Donnerstag mitteilte. 

    Die Aktionäre konnte Bilfinger nach dem Kurssturz bis Dezember 2014
mit einer Dividende von 2,00 (Vorjahr: 3,00) Euro je Aktie besänftigen.
Analysten hatten mit einem noch kräftigerem Einschnitt gerechnet. Gegen
Mittag legten die Aktien um 8,6 Prozent zu und lagen an der Indexspitze.
2014 hatte sich der Aktienkurs allerdings halbiert. "Deutlich positiv"
sind aus Sicht von DZ-Bank-Analyst Jasko Terzic der Dividendenvorschlag
sowie die Fortschritte bei der Suche nach einem neuen Management-Team.
Die überraschend hohe Ausschüttung zeigt aus Sicht von Experte Ingbert
Faust von der EquinetBank, dass Bilfinger trotz weiter schwieriger
Marktbedingungen von einer Erholung des operativen Geschäfts ausgeht.

    Nach zahlreichen Gewinnwarnungen hatten Analysten bereits mit einem
Verlust gerechnet. Die Leistung legte 2014 mit knapp 7,7 Milliarden Euro
dank Zukäufen noch um zwei Prozent zu. Auftragseingang und
Auftragsbestand, die auf die künftige Entwicklung schließen lassen,
brachen aber jeweils zweistellig ein. "2014 war für Bilfinger ein
unbefriedigendes Jahr", sagte Übergangschef Herbert Bodner. Auch für
2015 zeigte er sich verhalten. Bilfinger werde sicherlich nicht wie
Phönix aus der Asche kommen, sagte er. Die Leistung dürfte dieses Jahr
auf rund 7,5 Milliarden Euro sinken, während das bereinigte
Konzernergebnis leicht zurückgehen und sich das operative Ergebnis
(Ebita bereinigt) leicht verbessern dürfte.

    Nach mehreren Gewinnwarnungen hatte der ehemalige hessische
Ministerpräsident Roland Koch im Sommer bei Bilfinger den Chefposten
geräumt. Er hatte das Unternehmen weiter vom Baukonzern zum
Dienstleister für Wartung- und Instandhaltung rund um Industrieanlagen,
Kraftwerke und Immobilien gewandelt. Die erhofften geringeren Risiken
und höheren Gewinne stellten sich aber nicht ein: Die Energiewende in
Deutschland und der Schiefer-Öl-Boom in den USA mit dem jüngsten
Ölpreisverfall machten dem Konzern einen Strich durch die Rechnung.

    Bilfinger musste Wertberichtigungen auf sein Energiegeschäft
vornehmen. Auch die Geschäfte mit der Energie- sowie der Öl- und
Gasindustrie liefen in Europa nur noch schleppend, entsprechend gering
war die Auslastung. Mit einem Sparprogramm und Stellenstreichungen
steuert der Konzern bereits seit längerem gegen. Stabilisator war 2014
das Geschäft mit Dienstleistungen rund um Immobilien. Hier konnten die
Mannheimer dank Zukäufen wachsen.

    Auch beim personellen Neuanfang gab es Fortschritte. Am Dienstag
berief der Aufsichtsrat den ehemaligen ProSieben-Manager Axel Salzmann
als neuen Finanzchef. Die Bestellung eines Konzernchefs zieht sich aber
noch hin. Laut Bilfinger gibt es für dieses Amt zwar "eine klare
Präferenz". Der Kandidat müsse sich aber mit seinem gegenwärtigen
Arbeitgeber noch auf einen Zeitpunkt für sein Ausscheiden einigen. Laut
Medienberichten soll der Norweger Per Utnegaard den Konzern führen. Er
ist bisher Chef bei der schweizerischen Flughafengesellschaft Swissport.
Bodner will dem neuen Vorstand eine "gut bestellte Grundlage"
hinterlassen. "Wir wollten das Haus in Ordnung bringen, auch wenn es weh
tut", sagte er. Die vollständige Bilanz will der Konzern am 18. März
vorlegen./jha/mmb/stb